Ein echter Aristokrat: der Romanée-Conti 1992 – Pinot Noir

Weinkenner stimmen geradezu hymnische Lobgesänge auf ihn an, bei Sammlern weckt er außerordentliche Begehrlichkeiten, und mancher Weinliebhaber mit eher schmalem Geldbeutel träumt vergeblich den Traum, einmal nur ein Schlückchen von diesem Elixier verkosten zu dürfen. Der Romanée-Conti Grand Cru gilt nicht nur als der berühmteste, begehrteste und teuerste, sondern auch als der feinste und vornehmste Pinot Noir-Rotwein der Welt. Schon Lud­wig IV. und die Pari­ser Hautevolee des 18. Jahr­hun­derts sollen ihn gerühmt und verehrt haben. Was ist das für ein Wein, von dem Aristokraten, Monarchen und Oligarchen träumen, dem die Reichen dieser Welt nachjagen wie einem kostbaren Schatz?

Der Romanée-Conti stammt – wie sollte es anders sein – aus dem edlen Burgund; seine Trauben wachsen an der französischen Côte dʼOr, genauer an der Côte de Nuits, einem der renommiertesten Anbaugebiete der Welt. Hier, im Norden der Côte dʼOr, reifen die Gewächse, die den international berühmtesten roten Burgundern ihre einzigartigen Charaktereigenschaften verleihen.

Unter ihnen ragt der Romanée-Conti als eine wahre Rarität heraus. Seine Pinot Noir-Reben werden auf gerade mal 1,8 Hektar biodynamisch bewirtschaftet, in bester Lage (selbstverständlich Grand Cru-klassifiziert), unter den fachkundigen Händen der Winzer eines der zweifellos besten Weingüter der Welt. Die Domaine Romanée-Conti an der Place de l’Eglise Nr. 1 in der kleinen Weinbaugemeinde Vosne-Romanée besitzt an der Côte d’Or gleich mehrere Grand Cru-Lagen. Auf einer Rebfläche von insgesamt rund 28 Hektar (davon über 27 ha Pinot Noir und weniger als ein Hektar Chardonnay) entstehen Weine mit so großen Namen wie Echézeaux, Richebourg, Montrachet sowie La Tâche und Romanée-Conti, die beiden einzigen Monopollagen im Alleineigentum der Domaine. Die 1,8 Hektar des Romanée-Conti bringen pro Jahr lediglich einige tausend Flaschen Pinot Noir hervor – ein weiterer guter Grund dafür, dass man sich weltweit um diesen Wein reißt.

Begehrt, weil rar: nur einige tausend Flaschen pro Jahr

Ein uralter und seit Jahrhunderten hochgeschätzter Weinberg ist der Romanée-Conti. Schon im späten 16. Jahrhundert – damals noch unter dem Namen „Le Cros des Cloux“ – wurde er wegen seiner besonderen Qualitätsklasse von den anderen Romanée-Lagen abgetrennt. Im 18. Jahrhundert ging der Weinberg, der inzwischen in „La Romanée“ umbenannt war, für eine exorbitante Summe in den Besitz von Louis-François de Bourbon, Prince de Conti über und erhielt seinen bis heute gültigen Namen. Nach dem Tod des Besitzers und der Enteignung seiner Nachfahren im Zuge der Französischen Revolution wurde der Weinberg zum Glück weiterhin so bearbeitet, dass die großartige Qualität seiner Gewächse erhalten blieb. Nach mehreren Besitzerwechseln in den vergangenen zwei Jahrhunderten steht die Domaine heute unter der Leitung der Aristokraten Aubert de Villaine und Henri-Frédéric Roch.

Adel verpflichtet: den vielleicht edelsten Wein der Welt kann man mitnichten „einfach mal kaufen“. Stattdessen sucht sich dieser Pinot Noir seine Besitzer sozusagen aus – oder besser: ausgewählte Kunden erhalten die Auszeichnung, ihn erstehen, besitzen und gar trinken zu dürfen. Weder ist der Romanée-Conti im regulären Weinhandel zu finden noch kann man ihn im Weingut selbst verkosten und mitnehmen. Vielmehr gibt es pro Land jeweils nur einen Generalimporteur, über den man die begehrten Flaschen beziehen kann. Eine andere Quelle sind Besitzer erstklassiger Privatkeller, die bereit sind, das eine oder andere Fläschchen an einen Händler ihres Vertrauens zu veräußern.

Diesen Wein zu besitzen, ist eine Auszeichnung

Bei derart begehrter Ware ist natürlich klar, dass auch Fälscher gerne ihr übles Spiel mit dem großen Namen treiben. Wer da nicht gut aufpasst, könnte das Pech haben, für sehr viel Geld eine echte Flasche mit dem eindrucksvollen Etikett zu erstehen, die frevelhafterweise mit Billig-Burgunder gefüllt ist. Nur Händler, die belegen können, dass sie die Flasche mit größter Sorgfalt auf Echtheit und Herkunft überprüft haben und den Original-Kaufbeleg vorweisen können, sind vertrauenswürdig.

Der Romanée-Conti ist also ein echtes Luxusprodukt – und wirkt als solches nicht nur auf echte Wein-Aficionados unwiderstehlich, sondern eben auch auf alle, bei denen die Größe des Geldbeutels nicht unbedingt mit der Feinheit des Gaumens einhergeht. Sprich: Betuchte Angeber, Etikettentrinker und natürlich Spekulanten prahlen gerne damit, dass sie ein Fläschchen dieses großartigen Pinot Noirs ergattert haben. Insbesondere letztere sind dem feinen Domaine-Chef Aubert de Villai­ne durchaus ein Dorn im Auge – denn so einträglich die Geschäfte mit dem Romanée-Conti auch sind, ist den Herren der Domaine Geld doch weniger wichtig als die Frage, ob die Käufer die Größe dieses Grand Cru auch wirklich wertschätzen.

Wir tun das natürlich – und das ist mehr als angebracht bei diesem perfekten Pinot Noir, dessen große Jahrgänge mit samtweichem Körper, komplexer Geschmacks-Diversität und klarem, schnörkellosem Charakter stürmischen Applaus und größten Respekt verdienen. Es gebe „kei­nen pureren Aus­druck der Pinot Noir als ihn“, sagt Aubert de Villain über seinen Romanée-Conti. Und einer unserer Kollegen, der Weinexperte Hans-Jürgen Teßnow, lässt sich nach einer Verkostung gar zu einer lyrischen Lobpreisung hinreißen: „Wenn im Himmelreich Weinberge stehen, dann sind es sicher Pinot Noir-Stöcke aus der Lage Romanée-Conti.“